IQB-Bildungstrend 2024 – Blick auf Baden-Württemberg
Der IQB-Bildungstrend 2024 ist eine Studie, die die Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern in den Fächern Mathematik, Biologie, Chemie und Physik in der 9. Jahrgangsstufe aller Schularten untersucht. Die Studie basiert auf einer repräsentativen Stichprobe von knapp 50.000 Schülerinnen und Schülern aus rund 1.500 Schulen in allen 16 Ländern Deutschlands. Der Mitte Oktober 2025 veröffentlichte IQB-Bildungstrend wurde mit großer Spannung erwartet. Denn neben der PISA-Studie gibt er Aufschluss, wie es in Deutschland und in den einzelnen Bundesländern um die Bildung bestellt ist und analysiert Veränderungen bei den erreichten Kompetenzen der Schülerinnen und Schülern im Vergleich zu den Erhebungen der Jahre 2012 und 2018.
Welches Bild zeigt sich in Baden-Württemberg?
Bezogen auf alle Neuntklässlerinnen und Neuntklässler in Baden-Württemberg sind in allen Fächern statistisch signifikante Kompetenzrückgänge zu verzeichnen. Eine Ausnahme bildet der Kompetenzbereich Physik–Fachwissen als auch die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten in Baden-Württemberg; bei ihnen zeigen sich keine signifikanten Kompetenzverluste, das ist erfreulich.
Sorge bereitet der wachsende Anteil der Leistungsschwächsten. So ist beispielsweise der Anteil der Schülerinnen und Schüler in Baden-Württemberg, die in Mathematik nicht mal mehr die Mindeststandards erreichen, statistisch signifikant gestiegen. Ferner „verliert“ die nicht-gymnasiale „Leistungsmitte“, das heißt: Der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die mindestens die Regelstandards erreichen, ist bei den Neuntklässlerinnen und Neuntklässlern signifikant gesunken.
Baden-Württemberg liegt in allen Kompetenzbereichen zwar statistisch signifikant über dem bundesweiten Durchschnitt – was nur noch für Bayern und Sachsen zutrifft -, allerdings ist dieser Befund vor dem Hintergrund der deutlichen Rückgänge in allen Kompetenzbereichen zu sehen. Baden-Württemberg hat sich somit „weniger“ verschlechtert als Deutschland insgesamt. Das kann uns und sollte uns nicht zufrieden stellen.
Sicher haben die Experten aus der Wissenschaft recht, wenn sie als mögliche Ursachen für die Kompetenzrückgänge die Nachwirkungen der pandemiebedingten Einschränkungen des Schulbetriebs und der Sozialkontakte in der Corona-Zeit, die Veränderungen in der Zusammensetzung der Schülerschaft und die Sorgen über aktuelle Krisen wie Kriege und wirtschaftliche Unsicherheit nennen.
Dass wir uns dem Trend des „extremen“ Leistungsabfalls im Bundesdurchschnitt entzogen haben zeigt ferner, dass wir in Baden-Württemberg an den richtigen Stellschrauben ansetzen - beispielsweise durch den Aufbau einer datengestützten Qualitätsentwicklung im Schulbereich als Steuerungsinstrument, oder auch durch die Stärkung der Basiskompetenzen in Deutsch und Mathematik bis hin zur Fokussierung auf die Sprachförderung.
Dennoch bedarf es weiterer Anstrengungen, um diese Herausforderungen zu meistern. Die Autorinnen und Autoren der Studie nennen in ihren Empfehlungen ausdrücklich eine frühe Förderung im Elementarbereich, die Sicherung der basalen Kompetenzen in der Grundschule, die Verbesserung der Sprachförderung, aber auch die Festigung zentraler Kompetenzen in den weiterführenden Schulen, die für einen erfolgreichen Übergang in die berufliche Ausbildung bedeutsam sind.
Es ist gut, dass Baden-Württemberg in diesen Themenfeldern bereits Maßnahmen ergriffen hat; u.a. mit dem Programm "SprachFit", mit dem eine neue Förderstruktur für die Kleinsten am Anfang des Bildungsweges etabliert wird, oder im Hinblick auf die Stärkung der Basiskompetenzen in allen Schularten, auch mit der verbindlichen Einführung von Lese- und Mathebändern. Eines dürfte jedoch klar sein: Die Landesregierung in der kommenden Legislatur wird an diesen zentralen Themenfeldern der Bildungspolitik weiter arbeiten müssen, um in herausfordernden Zeiten unsere Schulen bestmöglich in ihrer Arbeit zu unterstützen.
Dörte Conradi
Beisitzerin im CDU-Kreisvorstand Zollernalb